Interview mit Iris Kammerer

Iris Kammerer , geboren 1963, studierte in München und Marburg, arbeitet
als Texterin, Redakteurin und Beraterin und lebt mit ihrer Familie in
Marburg. Neben dem Roman "Der Pfaffenkönig" (atb 2295-8) sind von ihr
außerdem "Der Tribun", "Die Schwerter des Tiberius", "Wolf und Adler"
und "Varus" erhältlich. Mehr zur Autorin unter
Buechertitel.de: Dein
neues Buch "Die Blutsäule" ist im Januar erschienen. Gib uns bitte
einen kurzen Einblick in die Handlung.
Iris Kammerer: Vorrangig geht es um
einen Jungen, der im Verlauf der vier Jahre, die die Handlung umspannt,
erwachsen wird. Dabei wird er unfreiwillig in eine Serie von Morden verwickelt.
Den Hintergrund bilden einerseits Ständekämpfe in der Stadt Köln im 13.
Jahrhundert, andererseits die erste Zeit des dortigen Dombaus unter dem ersten
Dombaumeister Gerhard von Rile, der die französische Hochgotik an den Rhein
brachte.
Buechertitel.de: Wie bist Du zum
Schreiben gekommen?
Iris Kammerer: Es war kein
Kindheitstraum, sondern hat sich ergeben. Geschichten erzählt habe ich schon
immer gerne. Im Studium kam dann die Praxis hinzu: Ich habe sehr gerne
geforscht und recherchiert, und es fiel mir leicht, gute und vor allem gut
lesbare Texte zu verfassen. Als Student schreibt man ja eine Menge
Hausarbeiten. Ich hatte zwar schon früher begonnen, Geschichten
niederzuschreiben, aber das war eigentlich eine Spielerei.
Nach dem Studium stieß ich zu einer Internet-Autorengruppe, den 42erAutoren,
die damals über eine Mailingliste eigene Texte diskutierten. Da habe ich
zunächst Kurzgeschichten eingebracht und irgendwann den Mut gefasst, ein altes
Romanprojekt aus der Schublade zu holen und ganz neu aufzubauen. Die Grundidee
gefiel mir immer noch sehr gut. Und tatsächlich hat der Heyne-Verlag den Roman
dann unter Vertrag genommen.
Buechertitel.de: Du hast mit dem
Schwerpunkt Altertumswissenschaften, Literatur, Philosophie und Geschichte
studiert. Man kann Dich also rundum als eine Fachfrau für historische Themen
bezeichnen. Fällt es Dir manchmal schwer ein geeignetes Thema für neue
Manuskripte zu finden?
Iris Kammerer: Nie! Die Geschichte
ist voller Geschichten, sie fliegen mir nur so zu, wenn ich mich über ein Thema
informiere.
Buechertitel.de: Würdest Du nicht gerne
auch einmal ein historisches Kinderbuch schreiben?
Iris Kammerer: Kinderbücher sind ein
ganz eigenes Genre, das ich nicht einschätzen kann. Aber ich habe auch schon
mal an einem Jugendbuchprojekt gearbeitet, das sich allerdings noch in einer
frühen Phase befindet.
Buechertitel.de: Was fasziniert dich an
der Geschichte?
Iris Kammerer: Mich interessieren
grundsätzlich andere Kulturen und Denkweisen. Eine Beschäftigung mit anderen
Kulturen, bei der man versucht, den eigenen Standpunkt auch einmal zu
relativieren oder Vorurteile abzulegen, eröffnet ganz neue Perspektiven. Man
muss das Andere ja nicht gleich begeistert annehmen, aber man bekommt einen
neuen Blick auf das eigene.
Man weiß einfach nicht, wo man sich gerade befindet, wenn man nicht weiß, wo
man herkommt – und wie soll man dann herausfinden, wie man da hinkommt, wo man
hinwill?
Buechertitel.de: In welcher Zeit würdest
Du gerne leben?
Iris Kammerer: Die Frage stellt sich
für mich einfach nicht. Von anderen Zeiten oder Kulturen kann man sich ein Bild
machen, das einem dann mehr oder weniger gefällt im Vergleich zum eigenen
Umfeld. Aber es ist eben nur ein Bild, nicht die Wirklichkeit.
Außerdem macht es einen Unterschied, ob man als Gast in einer anderen Welt
lebt, zu der man eigentlich nicht gehört, weil man nicht hineingewachsen ist,
oder ob man da hineingehört, weil man nun einmal hineingewachsen ist.
Buechertitel.de: Woran arbeitest Du
derzeit?
Iris Kammerer: Derzeit steht nichts
Historisches auf dem Plan. Der Markt wird gestrafft und verschlankt, wie man
heute so schön sagt. Deshalb kann ich dazu nichts sagen. Ideen und Entwürfe
habe ich immer, und manchmal muss man eben auch Geduld für den richtigen
Zeitpunkt haben.
Buechertitel.de: Mit Deinem Mann, Helmut
Kammer, der übrigens auch Autor ist, führt ihr ein Beratungsunternehmen für
Hotel und Gastronomie und bietet auch Service-Leistungen für Autoren und
Verlage. Was genau macht ihr?
Iris Kammerer: Das ist immer eine am
Klienten ausgerichtete und individuelle Sache, die viel Vertraulichkeit
erfordert. Grob gesprochen: Es geht darum, Hotels und Restaurants, die ja fast
immer Familienbetriebe sind, tragfähiger zu machen – Stichwort: "Fit für
die Zukunft." Meist geht es um sogenannte Betriebskonzepte. Essengehen ist
ja mehr als Nahrungsaufnahme; das Ganze muss stimmig sein, in ein italienisches
Restaurant gehören z.B. keine chinesischen Glückskatzen. Dazu kommt dann auch
die Entwicklung von passenden Veranstaltungen, die die Beliebtheit eines Hauses
erheblich steigern können wie z.B. der Lindauer Literaturschmaus (www.literaturschmaus.de), den das
Insel-Hotel in Lindau seit 2004 immer wieder durchführt
Daraus und aus meiner Arbeit als Autorin ergaben sich vielfältige Kontakte zu
anderen Autoren und in die Verlagswelt.
Außerdem schreibt mein Mann Helmut Kammerer Artikel für Branchenzeitungen (z.B.
für die AHGZ) und Fachbücher. Wir haben uns ja eigentlich auch übers Schreiben
kennen gelernt, weil er vor vielen Jahren einmal ein kleines Buch in Eigenregie
gemacht hat.
Buechertitel.de: Wie gestaltest Du Deine
Freizeit am liebsten?
Iris Kammerer: Lesen, in
Bibliotheken stöbern, wandern, mit dem Hund spazieren gehen, kochen, mit
Familie und Freunden zusammensitzen, Filme anschauen (im Kino oder zuhause), in
Haus und Garten werkeln, Ausflüge und Reisen unternehmen, Museen besuchen und
Kirchen besichtigen – ich bin eher ein einfacher Mensch, was meine Interessen
angeht.
Buechertitel.de: Liebe Iris, ich bedanke
mich recht herzlich für dieses Interview.
Iris Kammerer: Ich habe zu danken!
Das Interview führte Edelgard Kleefisch, Buechertitel.de.
Veröffentlichung:

Die Blutsäule Iris KammererVerlag Aufbau Taschenbuch ISBN-10: 3746626439 ISBN-13: 978-3746626437 473 Seiten 12,95 Euro*
Preis zum Zeitpunkt des Interviews
Weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten:

oder hier:

Brutale Morde im Schatten des Doms
Köln 1248. Gerhard von Rile hat soeben seinen Dienst als Dombaumeister
angetreten, als ein verheerender Brand den alten Dom vorzeitig
vernichtet. Doch damit nicht genug, sein Neffe Gerwich wird Zeuge eines
Mordes, der kein Einzelfall bleibt: Junge Männer aus den verfeindeten
Ständen der Händler und Handwerker sterben. Doch kein Richter
entscheidet über Schuld oder Unschuld der Verdächtigen, sondern ein
Stein, der magische Kräfte haben soll: die Blutsäule. Können die Mönche
Albertus Magnus und Thomas von Aquin, denen Gerwich sich angeschlossen
hat, die Morde aufklären?
"Finde den Mann, der die Säule von Sankt Gereon beherrscht, und das
Töten wird ein Ende haben."
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